Karfreitag, St. Petri 2021
Liebe Freunde in Christus!
Auch 2.000 Jahre danach ist es eines der beliebtesten Symbole überhaupt. Weltberühmte Musiker haben es sich auf den Körper tätowieren lassen. Ein bekannter Modedesigner entwarf eine ganze Kollektion an Halsketten rund um dieses Symbol.Selbst so kernige Typen wie Motorradfahrer benutzen es gern als Aufnäher auf ihrer Kleidung. Und vor ein paar Jahren entbrannte eine Diskussion, weil sich ein Bundesland dazu entschied, das Aufhängen dieses Symbols in seinen Behörden zur Pflicht zu erheben. Gemeint ist natürlich das Kreuz. Ist es nicht interessant, dass so viele Menschen ganz unterschiedlicher Richtungen von dem einen Kreuz angezogen werden?
Heute – am Karfreitag – wollen wir uns eingehender mit der Bedeutung des Wortes „Kreuz“ beschäftigen. Denn vor etwa 2.000 Jahren starb Gottes eingeborener Sohn an eben solch einem Kreuz. Dort zeigte sich die ganz Kraft, die ganze Liebe, die ganze Barmherzigkeit und Gnade Gottes. Wir wollen es heute einfach und schlicht halten und zwei Punkte bedenken. Der erste Punkt trägt die Überschrift: Das Kreuz. Und der zweite heißt: Sein Kreuz.
Das Kreuz
Beginnen wir mit dem ersten Punkt für heute: das Kreuz oder Kreuzigung im Allgemeinen. Wann begann es eigentlich, dass Menschen andere Menschen an einen Holzstamm schlugen? Es ist interessant, dass sich die erste Erwähnung eines Kreuzes in der Heiligen Schrift findet. Psalm 22 stellt eine Weissagung auf den kommenden Messias dar. Dort schrieb König David, dass die Hände und Füße des Heilands durchbohrt werden sollen (Ps 22,17). Und David lebte um das Jahr 1000 v. Chr. Der Prophet Jesaja berichtet im 53. Kapitel seines Buches, dass der Messias wegen unserer Vergehen durchbohrt werden würde. Das war etwa um das Jahr 700 v. Chr. Diese beiden Berichte stehen vor der allerersten außerbiblischen Erwähnung eines Kreuzes aus dem Jahr 522 v. Chr. Mit anderen Worten: Die Heilige Schrift sprach über die Kreuzigung, bevor die Kreuzigung überhaupt erfunden war. Ein weiterer Hinweis, dass die Bibel nicht von Menschen geschrieben sein kann – aber das ist eine Predigt für einen anderen Tag.
In jedem Fall berichtet der griechische Geschichtsschreiber Herodot, dass die Perser einen verfeindeten König im Jahr 522 v. Chr. ergriffen und töteten. Anschließend nagelten sie ihn an ein Kreuz, um seinen Leichnam öffentlich bloßzustellen. Das ist die erste außerbiblische Erwähnung einer Kreuzigung. Springt man dann 500 Jahre in der Geschichte der Menschheit nach vorn und damit zu den Römern, beginnt man zu verstehen, was die Perser in die Welt gebracht hatten. Das Römische Reich nutzte das Kreuz, um Menschen in Angst und Schrecken zu versetzen, so dass sie sich dem Staat unterwarfen. Ihr Ziel war es dabei nicht, human zu sein oder die angeborene Würde eines Menschen zu respektieren. Nein, die Römer hantierten mit der Kreuzigung, damit mögliche Rebellen und Aufständige gar nicht erst zum Schwert griffen, sondern ihre Knie beugten und die Steuern bezahlten. Und so waren die Römer darum bemüht, den Tod durch Kreuzigung zu einem undenkbaren und einprägsamen Ekel zu machen. Zu einer Art der Folter, bei der allein der Gedanke daran dazu im Stande war, Übelkeit hervorzurufen. Und das alles mit dem Ziel, das Volk in den Gehorsam zu zwingen.
Und wie erreichten sie dieses Ziel? Die Römer suchten und fanden einen Weg, um einer Person größtmögliches Leid zuzufügen – ein Leid, das so lange, wie es nur geht, andauern sollte. In der Regel begann das Prozedere damit, dass die Römer eine Peitsche oder ein starres Schlaginstrument verwendeten, um den Mann (mit Frauen wurde das nur selten gemacht) von der Schulter über den Rücken und das Gesäß bis hin zu den Beinen zu malträtieren. Die Schläge waren so hart, so schlimm, dass die Haut aufplatze und das Blut floss. Eine Behandlung, die mancher nicht oder nur geradeso überlebte.
Hatte man die Schläge aber überstanden und atmete, legten die Römer dem Opfer den Querbalken eines Kreuzes über die Schultern. Dann hatte das Opfer diesen Querbalken bis zur Stätte seiner Hinrichtung zu tragen, während sein Körper damit begann, in eine Art Schockzustand zu verfallen. An der Kreuzigungsstätte angelangt, nahmen die Römer dicke Nägel – wie Eisenbahnnägel – und durchschlugen damit Hände und Füße. Ich glaube, es war in den 1920ern, als ein Wissenschaftler mit Leichen experimentierte. Er wollte die Kreuzigung nachstellen und fand dabei heraus, dass wenn man Nägel in die Handfläche schlägt – wie es ja oft auf Gemälden oder in Filmen dargestellt wird – die Nägel nicht halten, sondern einfach durchs Fleisch schneiden. Die Theorie ist daher, dass die Römer die Nägel wohl eher durch den Unterarm schlugen, so dass die Knochen sie festhielten. Denkt einen Moment darüber nach. Dicke Nägel an Nervenenden. Scharfe Kanten, die sich buchstäblich in Knochen pressen. Ich erwähnte es schon einmal: 2007 stießen Archäologen auf den zweiten Beleg für Kreuzigungen im ersten Jahrhundert. Sie fanden dabei das Fersenbeins eines Mannes, in dessen Mitte ein perfektes rundes Loch zu sehen war. Die Wissenschaftler glauben, dass dies die Stelle ist, in die ein Nagel direkt durch den Knochen in das Holz eines Kreuzes geschlagen wurde, um das Opfer daran zu befestigen.
Waren dann die Nägel durch Hände und Füße gedrungen, wurde das Kreuz aufgerichtet. Man könnte annehmen, dass der starke Blutverlust den Grund für das Ableben des Opfers darstellt. Dem war aber nicht so: Es war der Verlust der Möglichkeit zu atmen. Denn um dem Schmerz zu lindern, den die Nägel verursachten, ließ sich das Opfer oft nach unten zusammensacken. Aber hier war es schwer zu atmen. Und so bestand die einzige Möglichkeit, einen Atemzug zu nehmen, darin, sich wieder nach oben zu ziehen – Nerven auf Nägeln – einzuatmen, um sich dann wieder zusammensacken zu lassen. Wenn ihr schon einmal ein starkes Schmerzerlebnis hattet, wisst ihr, dass uns der Instinkt dazu bringt, den Atem anzuhalten in solch einem Moment. Gegen diese natürliche Reaktion des Körpers muss man ankämpfen, um wieder atmen zu können. Für die Opfer am Kreuz bedeutete das, dass sie buchstäblich an ihrem eigenen Atem erstickt sind.
Für die Römer stellte all das eine Möglichkeit dar, die Leute von Straftaten und Aufständen abzuhalten. Und so experimentierten sie mit dieser Art von Qualen. Was ließ eine Person am schlimmsten und am längsten leiden? Eine Sache, die sie dabei entdeckten, war die Folgende: Das Opfer konnte nicht zu weit nach unten sacken und deshalb zu schnell ersticken, wenn sie eine Art kleinen Sitz in Höhe des Gesäßes anbrachten. So hatte der Gekreuzigte zwar immer noch genug damit zu tun, Luft zu bekommen, überlebte aber deutlich länger – genauer zwei bis drei Tage.
Nebenbei bemerkt hing man dort vollständig entblößt. Das Ziel dabei war es, das Opfer in Verlegenheit zu bringen und zu beschämen. Auch unserem Heiland wird es wohl kaum anders ergangen sein. Außerdem wurden Kreuzigungen oft an zentralen Orten abgehalten. Schließlich ging es nicht darum, es würdevoll oder hinter verschlossenen Türen geschehen zu lassen. Es ging darum, alle anderen abzuschrecken. In Zwickau wäre es vielleicht direkt um die Ecke geschehen – auf dem Platz der Völkerfreundschaft zum Beispiel. Dort hätte man nackt gehangen und nicht allzu weit oben – denn die Römer wollten das Holz nicht verschwenden. Nein, solche Kreuze waren wahrscheinlich gerade hoch genug, dass die Zehen des Opfers Zentimeter vom sicheren Boden entfernt waren. Ein durchschnittlich großer Mann wie ich hätte wohl auf den Gekreuzigten herabschauen können und Gelegenheit dazu gehabt, ihn in sein beschämtes Gesicht zu spucken.
Was mich aber noch mehr verstört, ist das, was der römische Dichter Seneca schrieb, nachdem er einer Kreuzigung mit eigenen Augen beigewohnt hatte: Die Römer spießten oft die Geschlechtsteile eines Mannes auf das Holz auf, um die Schmerzen weiter zu steigern. Noch beunruhigender ist, was ein früher Christ namens Justin, der Märtyrer, zu berichten weiß. Ihr erinnert euch an den kleinen Sitz, den die Römer an viele Kreuze anbrachten, um das Leiden zu verlängern? Von Justin ist die Aussage überliefert, dass dieser kleine Sitz nicht glatt und flach war. Er benutzt dafür nämlich das lateinische Wort für Horn. Sackte das Opfer also vor Schmerzen zusammen, erwarteten ihn wegen der Form dieses Sitzes weitere Schmerzen.
Und so ging es stunden- oder tagelang – hoch und runter, hoch und runter. Die Gekreuzigten weinten. Manchmal wurden sie ohnmächtig. Ihre Ausscheidungen bedeckten ihre Körper. Von manchen wird berichtet, dass sie sich auf sich selbst übergeben mussten. Vögel und Insekten kamen daher und fügten ihnen weiteres Leid zu. Und so flehten die Gekreuzigten um Gnade, bettelten um ihr Leben.
Das war das Kreuz. Nicht umsonst schrieb der römische Politiker und Philosoph Cicero das Folgende:
Was Kreuz heißt, soll nicht nur vom Leib der Bürger Roms fernbleiben, sondern auch schon von ihrer Wahrnehmung, ihren Augen und Ohren… Was soll ich von der Kreuzigung eines römischen Bürgers sagen? Eine so schuldige Handlung kann unmöglich durch einen Namen, der schlecht genug dafür ist, adäquat ausgedrückt werden.
Cicero sah das Kreuz und sagt hier, dass es keine Worte dafür gibt, die beschreiben würden, was er erlebt hatte. Er gibt kein Latein – und wir würden sagen, keine andere Sprache – die imstande wäre, den Horror der Kreuzigung angemessen einzufangen.
Hört auf diesem Hintergrund ausgewählte Verse aus dem Bericht des Markus von Jesu Kreuzigung:
Pilatus aber ließ Jesus geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt werde. Die Soldaten aber führten ihn hinein in den Palast, das ist ins Prätorium, und riefen die ganze Abteilung zusammen und zogen ihm einen Purpurmantel an und flochten eine Dornenkrone und setzten sie ihm auf und fingen an, ihn zu grüßen: Gegrüßet seist du, der Juden König! Und sie schlugen ihn mit einem Rohr auf das Haupt und spien ihn an und fielen auf die Knie und huldigten ihm. Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Purpurmantel aus und zogen ihm seine Kleider an.
Und sie führten ihn hinaus, dass sie ihn kreuzigten. Und zwangen einen, der vorüberging, mit Namen Simon von Kyrene, der vom Feld kam, den Vater des Alexander und des Rufus, dass er ihm das Kreuz trage. Und sie brachten ihn zu der Stätte Golgatha, das heißt übersetzt: Schädelstätte. Und sie gaben ihm Myrrhe in Wein zu trinken; aber er nahm’s nicht.
Und sie kreuzigten ihn. Und sie teilten seine Kleider und warfen das Los, wer was bekommen solle. Und es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten. Und es stand über ihm geschrieben, welche Schuld man ihm gab, nämlich: Der König der Juden.
Und die vorübergingen, lästerten ihn und schüttelten ihre Köpfe und sprachen: Ha, der du den Tempel abbrichst und baust ihn auf in drei Tagen, hilf dir nun selber und steig herab vom Kreuz! Desgleichen verspotteten ihn auch die Hohenpriester untereinander samt den Schriftgelehrten und sprachen: Er hat andern geholfen und kann sich selber nicht helfen. Ist er der Christus, der König von Israel, so steige er nun vom Kreuz, damit wir sehen und glauben.
Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde. Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Und einige, die dabeistanden, als sie das hörten, sprachen sie: Siehe, er ruft den Elia. Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr, gab ihm zu trinken und sprach: Halt, lasst sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme! Aber Jesus schrie laut und verschied.
Sein Kreuz
Das Kreuz! – was uns zum zweiten Teil für heute bringt: Sein Kreuz. Die naheliegenste Frage nach allem bisher Gehörten ist wohl die: Warum würde Gott an einem Kreuz zu finden sein? Paulus schreibt in Philipper 2,8 das Folgende:
Jesus erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.
Es ist nahezu unmöglich, die Tatsache zu begreifen, dass der Gott des Universums Mensch wurde und unter uns wandelte. Noch viel schockierender ist der Gedanke, dass Gott, als er als Mensch unter uns lebte, verletzbar war, ja, dass er sogar getötet werden konnte. Aber Millionen Mal schockierender ist die Tatsache, dass ein liebender heiliger guter barmherziger Gott sterben würde… an einem Kreuz! Das einzige Mal in der Menschheitsgeschichte, dass Gott einen Körper hatte, endete er an einem solchen Ort. An Jesus zu denken; an den Jesus, der sagte, man solle die andere Wange hinhalten; an den Jesus, der von Nächstenliebe sprach; an den Jesus, der seinen Jüngern die Füße wusch; An diesen Jesus zu denken und zu wissen: Seine menschlichen Knochen wurden von römischen Nägeln durchbohrt. Entkleidet und beschämt. Bespuckt. Der Körper bedeckt mit menschlichem Dreck. Wie nur?! Warum?
Das Lied, welches wir nach der Predigt gleich beten werden, sagt es in Strophe 3 mit klaren Worten:
Was ist doch wohl die Ursach solcher Plagen? / Ach, meine Sünden haben dich geschlagen. / Ich, ach, Herr Jesus, ich hab dies verschuldet, / was du erduldet.
Ich, ach, Herr Jesus, ich! Vor einigen Jahren hatte ich eine Trauung in einer mir zuvor unbekannten Kirche in der Nähe von Dresden. Auf dem Altar stand ein Kreuz, so wie auch bei uns. Nur war dieses nicht aus Beton oder Holz, sondern aus Gold. Gegen Ende des Gottesdienstes drehte ich mich wie gewohnt zum Altar, um das Abschlussgebet zu sprechen. Ich faltete meine Hände, schaute nach oben – direkt auf dieses Kreuz und sah darin mein eigenes Spiegelbild. Aber weil das Kreuz aus Metall gefertigt war und einen speziellen Schliff hatte, war mein Gesicht merkwürdig verzerrt und sah grotesk aus. Es war auf eine Art ich – aber was ich sah, gefiel mir nicht. Und ich konnte es nur erblicken, als ich auf das Kreuz schaute.
Das ist es auch, was die Heilige Schrift über Jesu Kreuz sagt.
Ach, meine Sünden haben dich geschlagen. / Ich, ach, Herr Jesus, ich hab dies verschuldet, / was du erduldet.
Wir neigen oft dazu, Dinge über uns zu denken oder zu sagen, wie die Folgenden: „Im Grunde bin ich doch ganz okay.“ „Keiner von uns ist vollkommen!“ „Entschuldige, aber ich bin nicht Jesus“ An Jesu Kreuz hört all das auf, Sinn zu ergeben. Könnt ihr euch vorstellen, an diesem Tag dort in Jerusalem gewesen zu sein? Da hängt Jesus, wie er um Luft ringt und dem Sterben nahe ist. Er blutet, sein Gesicht ist vom Schmerz entstellt. Und ihr sagt: „Hey, keiner von uns ist vollkommen! Im Grunde bin ich doch ganz okay!“ Nein, das Kreuz Jesu will uns in unserem tiefsten Inneren treffen und uns klarmachen: Es ist so schlimm.
Meine Sünden haben dich geschlagen. Ich, ach, Herr Jesus, ich hab dies verschuldet, was du erduldet.
Es ist so schlimm, wenn ich versuche, jedes Gespräch zu gewinnen, selbst dann, wenn ich damit mein Gegenüber verletzte. Der Sohn Gottes musste für meine Sünden sterben – das Kreuz war nötig, dann kann meine Sünde nichts anderes als schlimm sein. Dann ist auch die Widerrede gegenüber den Eltern nicht einfach nur das normale Leben eines Teenagers. Es ist so schlimm, dass Jesus am Kreuz leiden und sterben musste. Sehen wir Jesu Kreuz, setzt das unseren Ausflüchten und Entschuldigungen ein Ende. Niemals können wir uns selbst verstehen und begreifen, was Sünde wirklich ist, bis wir verstehen, was das Kreuz war und ist. Gott starb nicht durch einen Schlag auf die Hand.
Jesus erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.
Nehmen wir uns daher jetzt eine Minute. Schaut entweder auf das Kreuz auf dem Altar oder auf das auf dem Taufstein. Denkt dabei an jenen ersten Karfreitag und was damals vor den Toren Jerusalems geschah, als das Kreuz nicht nur ein Symbol in irgendeiner Kirche war oder eine Dekoration. Seht Gott dort hängen! Und denkt darüber nach, was es bedeutet, dass Gott an einem Kreuz starb.
Und während wir noch auf das Kreuz schauen, lasst uns eine letzte Sache nicht vergessen: die aufsehenerregendste Liebe im ganzen Universum. Man würde annehmen, es regnet Feuer und Schwefel auf uns, weil wir Gottes Sohn das Kreuz angetan haben. Aber stattdessen sehen wir die Liebe Gottes, die Geduld Gottes und die ganze Schönheit Gottes. Jesus hätte als Sohn Gottes die Schwerkraft an diesem Tag aufheben können. Er hätte vom Kreuz heruntersteigen können, wie die spottenden Schriftgelehrten Jesus zuriefen.
Er tat es nicht und das aus Liebe. Eure Mutter mag euch geliebt haben und euer Vater ebenso. Euer Partner mag sagen, dass er euch liebt. Aber niemand in der gesamten Menschheitsgeschichte, niemand im gesamten Universum, hat euch mit einer solchen Liebe geliebt, wie Jesus das tat und tut. Und auch das wissen wir, wenn wir das Kreuz betrachten. Lassen wir aber die Heilige Schrift für sich selbst sprechen. In Jesaja 53,5 heißt es:
Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet (durchbohrt) und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt.
Jesus wurde am Kreuz verwundet, so dass wir geheilt sind. Keine Scham mehr. Keine ewigen geistlichen Wunden mehr. Alles, was blutete und zerbrochen und zerschlagen war zwischen uns und Gott ist geheilt. In 1 Petrus 2 schreibt der Apostel:
Jesus, der unsre Sünden selbst hinaufgetragen hat an seinem Leibe auf das Holz,
Jesus trug unsere Sünden. Das bedeutet, dass ihr und ich sie nicht länger tragen müssen. Sie nicht mehr mit uns mitschleppen müssen. Wir werden nicht mehr durch unsere Sünden definiert. Und dann schreibt Paulus in Kolosser 2,14:
Jesus hat den Schuldbrief getilgt, der mit seinen Forderungen gegen uns war, und hat ihn aufgehoben und an das Kreuz geheftet.
Aufgehoben! Keine Schuld mehr. Im Gerichtssaal Gottes haben wir nichts mehr zu suchen. Die Verhandlung ist längst beendet. Und wir sind freigesprochen. Denn wir haben Frieden mit Gott, wie Paulus ein Kapitel zuvor schrieb (Kol 1,19f):
Denn es hat Gott gefallen, alle Fülle in Jesus wohnen zu lassen und durch ihn alles zu versöhnen zu ihm hin, es sei auf Erden oder im Himmel, indem er Frieden machte durch sein Blut am Kreuz.
Und darum gilt, was Paulus den Korinthern sagte (1 Kor 1,18):
Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist es Gottes Kraft.
Nehmen wir all das zusammen und wir haben Frieden mit Gott. Wir haben Vergebung. Wir haben Heilung. Alle Sünden sind uns abgenommen. Der Schuldbrief ist getilgt. Und so gibt es nun keine Verdammnis mehr. All das steckt in dem Wort „Kreuz“. Und deshalb lieben wir Jesu Kreuz. Durch das Kreuz Jesu haben wir Leben. Wir können durch Straßen und Wälder laufen – in dem Wissen, dass uns vergeben ist. Und nichts in der gesamten sichtbaren und unsichtbaren Schöpfung kann an dieser Tatsache etwas verändern.
Es war einmal eine Frau mit einem Tattoo direkt hinter ihrem linken Ohr. Es zeigte ein Kreuz und darunter die Worte „Nicht zu verkaufen“. Wie kam die Frau zu diesem Tattoo? Nun, sie war zunächst in Australien aufgewachsen, wurde aber in ihrer Jugend tragischerweise gekidnappt und anschließend verschleppt. Jahrelang wurde sie von unredlichen Männern verkauft, gekauft und dann wieder verkauft und gekauft; also als Ware behandelt, die man nach Belieben benutzen kann.
Aber dann – in der Art Flucht, die nur von Gott sein kann – bekam sie einen geheimen Zugang zum Internet und nahm Kontakt mit einem christlichen Mann auf. Dieser orchestrierte ihre Flucht aus ihrem Leben in Gefangenschaft. Und er erzählte ihr auch vom Kreuz. Von einem Gott, der aus Schanden retten kann. Von einem Gott, dem jede menschliche Seele wert und teuer ist. Er erzählte ihr vom Kreuz Jesu Christi. Ihre Reaktion auf diese Botschaft bestand in eben jenem Tattoo – ein kleines Kreuz hinter dem linken Ohr, darunter die Worte „Nicht zu verkaufen“. „Denn Jesus hat mich am Kreuz erworben. Und er ist der einzige Herr, der einzige König, den ich habe. Und er ist der König der Liebe, der sein Leben am Kreuz gab – für mich.“
Meine Lieben, ihre Geschichte ist in gewisser Weise auch unsere. Auch wir waren verkauft unter die Sünde, unfähig uns selbst zu retten. Aber dann Karfreitag: Jesus tat das, was wir nicht konnten – an einem Kreuz: Er starb für unsere Sünden. Es war ganz sicher hässlich anzuschauen. Und doch ist dieses Kreuz, das Schönste und Beste, was uns widerfahren konnte. Deshalb ist es der beste Freitag, den es je gab.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.