Petrus

St. Petrigemeinde ZwickauPredigten

Letzter Sonntag nach Epiphanias, St. Petri 2022

Liebe Freunde in Christus!

Es waren ganz normale Menschen, wie ihr und ich es sind. Starrköpfige Menschen fanden sich in ihrem Kreis ebenso wie komplizierte Charaktere. Es waren solche unter ihnen, die mit einer schweren Vergangenheit kämpften, andere hatten seelische Wunden davongetragen. Und dann lesen wir in der Heiligen Schrift ein ums andere Mal davon, dass Jesus gerade zu diesen Menschen kam, um sie ohne Scheu zu sich zu rufen: „Folge mir nach!“

Denken wir beispielsweise an Maria Magdalena. Von sieben Dämonen war sie besessen, wie es die Bibel beschreibt. Wie muss das für diese Frau gewesen sein? All die seelischen Verletzungen; die Dunkelheit, in die sie immer wieder gezogen wurde. Aber dann begegnete ihr Jesus. Er kannte sie, rief sie bei ihrem Namen und heilte Maria.

Oder denken wir an Matthäus, den gierigen Zolleinnehmer. Er verriet sein Volk und entehrte die Familie – nur wegen des Geldes. Mit den verhassten Besatzern aus Rom zu kooperieren, erschien den meisten Israeliten anstößig. Zolleinnehmer galten daher als Inbegriff des Sünders. Mit ihnen wollte man keinesfalls in Berührung kommen. Ganz anders Jesus. Er sah Matthäus, kam zu ihm und sprach: „Folge mir nach!“

Je mehr wir über die ersten Jünger Jesu nachdenken, desto klarer wird das Bild: Jesus wusste alles. Er kannte jeden von ihnen in- und auswendig. Schließlich war er der Sohn Gottes ins Fleisch gekommen. Er war deshalb heilig, rein und vollkommen gut. Und doch sah er Menschen, die uns in vielerlei Hinsicht ähneln, und wählte gerade sie aus. Geistlich betrachtet liegt etwas Wunderschönes in der Tatsache, dass Gott Menschen erwählt, von denen man es nicht erwarten würde.

Und ist es nicht generell wahr? Mit der Tatsache, für eine bestimmte Sache ausgewählt zu werden, ist Freude und Zufriedenheit verbunden. Denken wir an unsere Kindheit, an die schulische Laufbahn, an unser Liebesleben oder die berufliche Karriere: Wählt uns jemand aus; laden andere uns ein; wollen sie uns; akzeptieren sie uns; schließen sie uns in ihren Kreis ein: All das ist mit Freude und Gutem verbunden.

Werden wir dagegen nicht ausgewählt – zurückgewiesen und ausgeschlossen – dann kann das eine schmerzhafte Erfahrung sein. Dass beispielsweise Eltern sich ganz bewusst für ihr Kind entscheiden und ihm die Aufmerksamkeit schenken, die es braucht, ist fundamental wichtig für dessen Entwicklung. Denn tun sie das nicht – macht sich beispielsweise der Vater aus dem Staub – ist das oft nicht leicht. Es ist schwer, sich hinsichtlich seiner selbst wohl zu fühlen, entscheidet sich ein Elternteil gegen einen. Und selbst wenn beide Eltern anwesend sind, sie aber Aufmerksamkeit und Zeit vor allem in ihren Beruf stecken und lieber den Chef glücklich machen als ihr Kind, kann auch das schwer erträglich werden.

Oder denkt an die Schule und wie der Lehrer den gesellschaftlich so entscheidenden Satz ausspricht: „Sucht euch einen Partner.“ Hat man einen oder zwei Freunde, die sich fast augenblicklich umdrehen und mit dem Finger auf einen zeigten, dann hat man wohl eine gute Schulzeit. Aber wenn nicht? Unbeholfen und ängstlich starrt man auf die Tischplatte, bis der Lehrer die Namen der Übriggebliebenen aufruft und sie zu Partnern macht. Schön ist anders.

Und so zieht es sich durch unser Leben: Wählt einen der Ausbildungsbetrieb oder die Universität aus, weil man in deren Augen gut genug ist? Wählt einen die Firma aus, die Sportmannschaft oder diese eine Person, für die man so viel empfindet? Viele Dinge im Leben hängen an der Frage: Wird man ausgewählt oder nicht?

Eine weitere Tatsache ist mit dieser Frage verbunden: Um in dieser Welt ausgewählt zu werden, muss man in der Regel gut sein oder besser als die anderen oder sogar der Beste. „Bist du ein solch guter Freund, dass ein Klassenkamerad mit dir zusammenarbeiten möchte?“ „Siehst du gut genug aus, um die Aufmerksamkeit des Mädchens zu erregen?“ „Bist du so gut, dass du es in die Startaufstellung deiner Mannschaft schaffst?“

Gelegentlich reicht es aber nicht, einfach nur gut zu sein. Oftmals wird gefordert, dass man besser ist als andere. Ausbildungsplätze und Studiengänge sind begrenzt – ist man also besser als die Mitschüler? Oder: Ist man besser als die anderen Bewerber um die Arbeitsstelle?

Aber dann und wann ist es nicht einmal genug, besser zu sein als andere. Man muss der Beste sein. Nur eine Person belegt den ersten Platz. In einem Orchester spielt nur eine erste Geige. Nur eine Person kann die Abschiedsrede des Jahrgangs halten, usw.

Trotz all dem bleibt es aber dabei: Wir kennen die tiefe Sehnsucht, auserwählt zu sein. Doch ist man weder gut noch besser oder der Beste, geschieht es eben oft nicht, dass man ausgewählt wird.

Gott sei Dank denkt unser himmlischer Vater anders. Der Gott, den wir Christen anbeten, kam nicht vom Himmel zu uns auf die Erde, wandelte über sie und suchte Menschen, die gut, besser oder die Besten sind. Er nahm keine Bewerbungen und Lebensläufe vom Hohen Rat oder den Pharisäern entgegen, um zu sehen, wer die Besten und Klügsten seien. Als Jesus, Gott im Fleisch, auf der Erde wandelte, kam er zu den unerwartetsten Menschen und sagte: „Folge mir nach!“

Genau aus diesem Grund werden wir heute und in den kommenden Wochen versuchen, den Teil unseres Herzens zu füllen, der sich danach sehnt, auserwählt, erwünscht, angenommen und akzeptiert zu sein. Das Leben in dieser Welt gleicht einer Achterbahnfahrt. Unseren Frieden und unsere Freude können wir daher nicht daran festmachen, von anderen Menschen ausgewählt zu werden. Stattdessen schauen wir auf Jesus, der ein ums andere Mal auf Menschen traf, wie wir es sind, und sie dennoch erwählte. Sündige und komplizierte Menschen. Menschen, die nicht die Besten waren. Oft waren sie auch nicht besser als andere. Und manchmal waren sie nicht einmal gut. Und doch kam Jesus zu ihnen und sagte: „Folge mir nach.“

Heute beginnen wir mit dem vielleicht berühmtesten Nachfolger Jesu – Simon Petrus. Immerhin haben auch die Gründer unserer Gemeinde vor 100 Jahren beschlossen, sich seinen Namen zu geben: St. Petri – heiliger Petrus. Heute wollen wir sehen, wie Petrus – der von Natur aus das Gegenteil eines Heiligen darstellte – auserwählt und zu einem Heiligen in den Augen Gottes wurde.

Fangen wir mit einer Zahl an. Sucht man im Neuen Testament nach dem Namen „Simon“ oder nach den Spitznamen, die Jesus ihm gab – Petrus bzw. Kephas – findet man 301 Treffer. Nicht jeder dieser Treffer entspricht dem Simon Petrus, von dem wir gerade reden. Es gibt noch ein paar andere Simons. Aber fast alle der Treffer meinen unseren Petrus. Und das ist im Vergleich mit den anderen Jüngern eine große Menge. Denken wir an eingangs erwähnten Matthäus. Sein Name kommt nur fünfmal im gesamten NT vor. Thomas, der Zweifel, wird 11 Mal erwähnt. Alle Männer mit Namen Jakobus finden sich 38 Mal. Aber Petrus? 301 Treffer! Er taucht in mehr Versen und Abschnitten des Neuen Testaments auf als – ich glaube – alle Apostel zusammen.

In diesen Versen lernen wir eine ganze Menge über Petrus: Wir erfahren, dass er einen Vater namens Johannes und einen Bruder namens Andreas hatte. Von Beruf war er Fischer. Außerdem wissen wir, dass Petrus verheiratet war, weil Jesus seine Schwiegermutter heilte. Und wir wissen, dass Petrus ursprünglich aus Betsaida stammte, einem kleinen Dorf am nördlichen Ufer des Sees Genezareth. Auf Jesus traf er allerdings in Kapernaum, wo er inzwischen wohnte.

Dieser Simon Petrus wurde einer der zwölf Apostel Jesu – also einer von denen, die Jesus „aussandte“, das Evangelium zu predigen. Aber nicht nur das: Er war auch einer der drei Männer, die zum innersten Kreis Jesu gehörten. Normalerweise durchwanderte Jesus mit allen zwölf Aposteln das Land. Aber zu einigen Gelegenheiten nahm Jesus nur Johannes, Jakobus und eben Petrus mit. Als der Heiland kurz vor seinem Tod betete, wollte er, dass diese drei mit ihm wachen. Als der Heiland ein kleines 12-jähriges Mädchen von den Toten auferweckte, waren nur Petrus, Johannes und Jakobus mit ihm im Raum. Oder unser heutiges Evangelium: Als der Retter auf den Berg der Verklärung stieg und seine Herrlichkeit offenbarte, waren nicht alle 12 Männer bei ihm, sondern nur Petrus, Johannes und Jakobus. Diese Drei waren also Jesu engste Vertraute hier auf Erden.

Noch ein Fakt über ihn: Immer wenn die 12 Apostel in der Bibel aufgezählt werden, steht Petrus an erster Stelle. Die Namen der anderen Apostel werden oft in unterschiedlicher Reihenfolge genannt. Aber an der Spitze der Liste – in den Evangelien und der Apostelgeschichte – steht immer ein Name: Simon Petrus. Er war also unbestreitbar der Anführer der Gruppe.

Und Petrus war eine wichtige Figur bei der Gründung der christlichen Kirche. Liest man die Apostelgeschichte, stellt man sehr schnell fest, dass es vor allem zwei Apostel sind, deren Gesichte erzählt wird – die des Petrus und die des Paulus. Außerdem verfasste Petrus zwei der 27 neutestamentlichen Schriften – bevor er nach der Überlieferung, wegen seines Glaubens an Christus kopfüber gekreuzigt wurde. Soweit einige grundlegende Fakten über Petrus.

Natürlich haben wir nicht die Zeit alles zu betrachten, was Petrus jemals sagte oder tat. Deshalb möchte ich mich heute auf nur einen Teil seiner Persönlichkeit konzentrieren – und zwar den folgenden: Petrus… redete… Punkt! Geht man die 301 Vorkommen seines Namens durch, findet man es immer wieder: Petrus sagte; Petrus fragte; Petrus antwortete und sprach. Die Zwölf waren versammelt, Jesus sagte etwas und wer antwortete? Petrus! Die Jünger lagen zu Jesu Füßen. Wer ergriff das Wort? Petrus. Es spielte keine Rolle, wie viele Leute im Raum waren – in vielen Fällen meldete sich Simon Petrus zu Wort. Mein Favorit ist das heute Evangelium: Jesu Verklärung. Zu dieser Gelegenheit erschienen Mose und Elia. Die Bibel beschreibt diesen Moment voller Licht und Herrlichkeit, so dass Petrus nicht wusste, was er redete. Was tat er also? Er redete. Das erzählt schon einiges über diesen Mann.

Kennt ihr jemanden, der Petrus in dieser Hinsicht ähnelt? Oder seid ihr es selbst? Man redet. Man stellt Fragen. Auch in größeren Gruppen hat man keine Angst, sich zu Wort zu melden. Das ist ganz gewiss ein Geschenk Gottes. Die Fähigkeit, einfach zu sprechen, kann eine sehr gut sein, wenn sie in Liebe genutzt wird. Denken wir an das allererste Pfingstfest. Der Heilige Geist war erschienen. Tausende Menschen versammelten sich, die kaum etwas oder gar nichts über Jesus wussten. Und wer ergriff das Wort? Petrus! Er hatte keine Notizen, keine Gliederung keine wohl vorbereiteten Worte. Petrus redete einfach. Und durch seine Worte wirkte der Geist, so dass an einem einzigen Tag 3.000 Menschen getauft wurden. Die Fähigkeit ohne Vorbereitung zu sprechen, ist ein großes Geschenk – eine große Gabe – im Reich Gottes.

Menschen wie Petrus haben eine Gabe Gottes, die sich in Gastfreundschaft ausdrücken kann oder in Freundlichkeit. Sie können auf Fremde zugehen und knüpfen fast automatisch eine Verbindung zu ihnen, was vielen anderen von uns schwerfällt. Die Fähigkeit, einfach zu reden, kann so gut sein, wenn es um Liebe, Mitgefühl, Gastfreundschaft, das Predigen und Lehren geht. Hat man diese Gabe, ist sie ein Geschenk Gottes. Die eigene Persönlichkeit ist kein Fehler – wunderbar ist jeder Einzelne von uns gemacht. Die Antwort auf diese Gabe besteht also nicht darin, sich die Zunge abzuschneiden, damit man nie wieder etwas Falsches sagt. Die Antwort lautet vielmehr, die von Gott gegebene Gabe selbstlos und in Liebe einzusetzen.

Aber! Macht man viele Worte, kann es schwer sein, es in Selbstlosigkeit und Liebe zu tun. In den Sprüchen Salomos heißt es einmal (10,19):

Wo viel Worte sind, da geht’s ohne Sünde nicht ab; wer aber seine Lippen im Zaum hält, ist klug.

Es ist eine einfache Gleichung: Wer viel sagt, neigt dazu, viel zu sündigen. Eher nachdenklichere Menschen begehen viele ihrer Sünden im Herzen oder in Gedanken. Aber redet man viel, sündigt man auch laut. Und das kann für andere sehr verletzend sein.

Das ist auch wahr hinsichtlich des Apostels Petrus. Als Jesus vorhersagte, dass er nach Jerusalem geht, um an einem Kreuz zu sterben, war es Petrus der Einspruch erhob. Und man denkt: Petrus, willst du Gott höchstpersönlich in Zweifel ziehen? Als Jesus prophezeite, dass alle Jünger ihn am Kreuz verlassen würden, da war es wieder Petrus, der rief: „Niemals!“ Wieder denkt man: Willst du wirklich dem Sohn Gottes erzählen, dass er sich irrt, und du es besser weißt? Oder denken wir an den Moment, als Petrus mutig sein wollte und seinem Heiland Richtung Kreuz folgte: Während er sich noch die Hände am Feuer wärmte, sprach es eine Magd geradewegs aus: „Du bist auch mit Jesus gewesen.“ Ohne nachzudenken, entgegnete er: „Nein.“ Dann wurde er noch einmal gefragt: „Nein, ich kenne Jesus nicht.“ Und ein drittes Mal: „Nein, ich weiß nicht mal, wovon du redest.“ Aber dann krähte der Hahn und erst da dachte Petrus nach. Er dachte über die Worte nach, die er soeben gesprochen hatte, und über die Worte seines Heilandes. Und dann weinte er bitterlich wegen seiner Sünde.

Ist es euch schon einmal so gegangen? Man steigt nach der Arbeit, nach einer Versammlung oder einer Feier in das Auto. Während der Fahrt beginnt man, in Gedanken die Worte durchzugehen, die man sagte. Und es trifft einen wie mit dem Holzhammer: „Wie konnte ich das nur sagen?“ „Warum nur muss ich immer reden?“ Es steht einem deutlich vor Augen: Man war schnell zum Reden und langsam zum Hören – gerade so, als ob alle nur deshalb gekommen wären, um einen reden zu hören. Und man fühlt sich etwas falsch. Das kann einem auch im christlichen Kontext passieren. Während eines Bibelgesprächskreises wirft man einen Kommentar nach dem nächsten in die Runde – gerade so, als wären alle nur deshalb gekommen. Ich denke, wir alle neigen zum Stolz. Und manche sind es in einer lauten Art und Weise.

Und deshalb ist die Geschichte des Petrus so gut. Habe ich viel geredet, fühlt es sich manchmal so an, als bräuchte ich eine Pause von mir selbst. Aber wisst ihr, was Jesus niemals tat? Er brauchte nie eine Pause von Petrus. „Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen“, sagte Jesus einst zu ihm. Und während ihm Petrus drei Jahre lang das Ohr abkaute, drehte sich der Gottessohn kein einziges Mal um und meinte: „Genug! Gibt es keinen anderen, den ich wählen kann?“ Nein! Jesus ist bei ihm geblieben und hatte Geduld. Jesus musste Petrus immer wieder zurechtweisen. Aber der Heiland war voller Barmherzigkeit, Mitgefühl und Gnade, so dass er Petrus einfach liebte.

Nachdem Petrus diese schrecklichen Worte gesagt hatte: „Ich kenne ihn nicht. Ich kenne ihn nicht. Ich kenne ihn nicht.“ – als diese Worte verklungen waren und Jesus tot und im Grab lag, wisst ihr, wann nach all dem der Name Petrus das nächste Mal erwähnt wird? Nach Jesu Auferstehung ist es der Engel, der sagt:

Geht aber hin und sagt seinen Jüngern und Petrus,

„Und Petrus“! Mit seinen schlimmsten Worten ging der Apostel zu Boden. Und als Antwort darauf machte Jesus ihm das beste Geschenk: „Sag Petrus, dass ich noch nicht fertig bin mit ihm. Sag ihm, dass es nicht vorbei ist. Sag ihm, dass es einen Platz für ihn gibt, dass ich seinen Name kenne und dass ich ihn immer noch erwähle!“ Es gibt Zeiten im Leben, in denen unser Stolz andere von uns wegstößt. Die anstrengende Natur des vielen Redens kann Menschen dazu bringen, sich von uns abzuwenden. Ich liebe die Tatsache, dass Jesus so ganz anders ist als wir Menschen.

Jahre nach seiner Verleugnung schrieb der Apostel Petrus seinen ersten Brief, der die folgenden Worte über Jesus enthält:

Jesus, der nicht widerschmähte, als er geschmäht wurde, nicht drohte, als er litt, er stellte es aber dem anheim, der gerecht richtet;

Wie wurde Petrus – trotz seiner Sünde – angenommen, akzeptiert und vergeben? Es geschah so: Das Wort sagte kein einziges Wort. Jesus hing am Kreuz und kannte jedes noch so dunkle Geheimnis der römischen Soldaten, der vorbeilaufenden Spötter und des Hohen Rates. Aber anstatt sie mit seinen Worten auszuweiden, blieb er still und wurde wie ein Lamm zur Schlachtbank geführt. Damit Petrus und wir als Heilige enden können: vergeben allein aus Gnade, gekleidet in Jesu Gerechtigkeit und bedeckt mit Gottes Barmherzigkeit.

Und durch Jesus haben wir nicht nur Vergebung. Er hilft uns auch. Er schenken uns seinen Heiligen Geist, damit wir denken, bevor wir reden; damit wir geduldig sind und über die Wirkung unserer Worte nachdenken; damit wir sprechen können in Sanftmut, Selbstbeherrschung und Liebe. Noch eine Stelle aus dem ersten Petrusbrief. Der Apostel schreibt:

Zu Jesus kommt als zu dem lebendigen Stein, der von den Menschen verworfen ist, aber bei Gott auserwählt und kostbar. Und auch ihr als lebendige Steine erbaut euch zum geistlichen Hause und zur heiligen Priesterschaft, zu opfern geistliche Opfer, die Gott wohlgefällig sind durch Jesus Christus…. Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums, dass ihr verkündigen sollt die Wohltaten dessen, der euch berufen hat von der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht.

Liebe Brüder und Schwestern, das dürfen und das sollen wir wissen: Wir sind Gottes auserwähltes Geschlecht. Der leibliche Vater mag einen nicht ausgewählt haben; die Mutter mag zu beschäftigt gewesen sein; die Mitschüler wollen vielleicht lieber mit anderen zusammenarbeiten; und für den Job wurde man vielleicht auch nicht ausgewählt – trotz all dem gilt in Gottes Augen jetzt und für allezeit:

Ihr aber seid das auserwählte Geschlecht, die königliche Priesterschaft, das heilige Volk, das Volk des Eigentums

Meine Lieben, in unserem Herzen ist ein großes Loch, dass sich danach sehnt, auserwählt zu sein. Petrus ist der Beweis dafür: Egal wie chaotische die eigene Vergangenheit auch sein mag und wie oft man gesündigt hat: Durch den Glauben sind wir auserwählt.

Aus genau diesem Grund hätte Petrus vermutlich gefallen, was die frühen Christen mit seinem Haus taten. Viele Archäologen glauben, in Kapernaum das Haus des Petrus ausfindig gemacht zu haben. Untersuchungen zeigen, dass das Gebäude in jedem Fall aus dem ersten nachchristlichen Jahrhundert stammt. Was die Aufmerksamkeit der Archäologen besonders erregt hat, ist die Tatsache, dass das ursprüngliche Wohnhaus bald nach der Himmelfahrt Jesus einem anderen Zweck zugeführt wurde. Statt Pfannen und Töpfen fand man nämlich Öllampen – gerade so, als ob dort jemand bis spät in die Nacht hinein sprach. Viele Archäologen glauben, dass aus dem Haus des Petrus eine der ersten christlichen Kirchen wurde.

Tatsächlich finden sich an den Wänden kleine Graffiti, die die ersten Christen dort hinterließen: Einer malte ein kleines Boot an die Wand. Eine andere Person schrieb einfach „Jesus“ dorthin. Aber eines der Dinge, die in die Wände geritzt wurden, hätte Petrus wohl besonders gefallen. Drei Worte: „Christus, erbarme dich.“ Erbarme dich meiner, des Sünders! Petrus würde sich vielleicht an die Worte des bußfertigen Zöllners aus Jesu Gleichnis erinnern. Dieser bekannte genau das:

Gott, sei mir Sünder gnädig!

Und dann sagte Jesus weiter:

Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, nicht jener (Pharisäer). Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt werden; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht werden.

Das ist die Geschichte des Petrus. Und es ist auch unsere Geschichte. Die Welt mag uns nicht auserwählen, aber durch die Gnade und Barmherzigkeit Gottes sind wir es in Jesus. Und das wird auch immer so bleiben.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Bild: „Die Berufung von Petrus und Andreas“ von Ulrich Loth, Pinakothek München (CC BY-SA 4.0: https://www.sammlung.pinakothek.de/de/artwork/Qr4Dy8MxpE/ulrich-loth/die-berufung-von-petrus-und-andreas)