Nicht immer trifft es uns und nicht jeden im selben Maß: Aber in dieser Welt begegnet uns Leid. Die Bibel nennt das manchmal auch Prüfung oder Test. Und es kann schon etwas merkwürdig anmuten, dass Gott unseren Glauben mit Leid prüft und so auch die Möglichkeit zulässt, in Sünde zu fallen, nicht auf ihn zu hören.

Wir müssen aber unterschieden: Im Jakobusbrief geht es einmal um den schmalen Grad zwischen Glaubensprüfung und der Versuchung zum Bösen. In Kapitel 1, Vers 13 heißt es:

Niemand sage, wenn er versucht wird, dass er von Gott versucht werde. Denn Gott kann nicht versucht werden zum Bösen, und er selbst versucht niemand.

Die Versuchung zum Bösen, zur Sünde, kommt niemals von Gott. Das müssen wir zunächst festhalten. Aber derselbe Jakobus schrieb kurz zuvor in den Versen 2 und 3:

Meine lieben Brüder, erachtet es für lauter Freude, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen fallt, und wisst, dass euer Glaube, wenn er bewährt ist, Geduld wirkt.

Ein Anfechtung ist also etwas anderes als die Versuchung zum Bösen. Wonach sucht Gott aber in unseren Herzen, wenn er uns mit Leiden prüft? Die Antwort lautet: Geduld. Selbst wenn es sich für den Moment alles andere als gut anfühlt.

Aber was bedeutet das? Geduld. Das ist die große Frage, mit der jeder Christ zu kämpfen hat: Liebe ich Gott, weil er Gott ist? Oder weil er mir ein angenehmes Leben und viele Segnungen schenkt? Darum dreht es sich im Buch Hiob. Liebt ein Mensch Gott, weil er ihn reich beschenkt hat? Oder liebt er Gott auch dann, wenn alles auf dieser Welt verloren geht? Wenn alles weg ist: Familie, Gesundheit, Besitz – und nun bleibt nur noch Gott: Ist er es in meinen Augen immer noch wert, dass ich ihn anbete?

Im Buch Hiob kommt Satan zu Gott und prangert Hiob an: „Klar, dass er dich liebt. Schau doch auf sein Leben und was er alles haben darf: 10 Kinder, Ansehen und Ruhm, großer Reichtum. Aber nimm ihm das weg und er wird sich von dir lossagen.“ Gott sagt okay und prüft Hiobs Glauben. Er will Hiob nicht zum Sündigen verführen. Er will sehen, ob Hiobs Glaube Geduld wirkt. Genau das ist der Punkt: Können wir Freude haben mitten im Leid? Einfach weil Gott Gott ist – weil er so gut und schön und groß ist.

Psalm 73,25 sagt:

Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde.

Auch Asaf, der Dichter von Ps 73, ist durch viel Leid gegangen. Und er hat gezweifelt, Gott sogar angeklagt. Aber schließlich brachte ihn all das zur Erkenntnis:

Die Erde hat nichts, wonach er fragt – nichts, wonach er sich seht, solange er Gott hat.

Wenn Gott mir also Sahne auf den Kuchen und eine große Karriere und tolle Kinder schenkt, werde ich ihm danken. Aber selbst wenn er es nicht tut, werde ich ihm danken. Denn er ist mein Gott.

Praktisch bedeutet das für uns: Wenn unsere Tage gut sind, dann ist das ein Grund zur Dankbarkeit. Denn dass es uns gut geht, ist keine garantierte Sache für Christen. Und das Zweite: In den guten Tagen unseres Lebens können wir uns mit Gott beschäftigen – ihn großmachen in unseren Herzen, so dass wir in schlechten Zeiten davon zehren können. In jeder guten Mahlzeit können wir beispielsweise Gott als unseren Versorger erkennen, der uns sogar noch mehr gibt: Nicht einfach nur eine graue Masse, die unser Überleben sichert, sondern viele verschiedene Speisen, die allesamt anders schmecken. Und er hat uns die Fähigkeit gegeben zu erkennen, dass eine Speise gut ist. Und das lässt sich übertragen auf gute Freundschaften, eine gute Ehe, gute Nachbarn, gute Musik. Um wie viel besser und größer und schöner muss Gott sein, der all das geschaffen hat. Und wenn der Tag kommt, an dem wir diese Dinge verlieren, dürfen wir wissen: Wir haben immer noch einen Gott, der so viel besser ist als alles, was wir in der Schöpfung finden.

Für ein tiefere und tröstliche Beschäftigung mit dem Thema Leid habe ich zum Schluss noch eine Buchempfehlung: Timothy Keller – Gott im Leid begegnen. Es ist zum Beispiel bei der Concordia-Buchhandlung zu finden: https://concordiabuch.buchkatalog.de/Product/4099276460848992659/304207/10002/-3/weitere-Kategorien_Lebenshilfe/Timothy-Keller/Gott-im-Leid-begegnen